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Regelbilder
215 Blätter, Aquarelle, farbige Tinten, 15,4 x 21,8 cm, 1980–82

Diese Aquarelle entstanden aus dem Kreativitäts-Schub zur Zeit der Menstruation und führten zum bildnerischen Akt der lustvollen Selbstbeobachtung und Selbstvergewisserung des Ereignisses, zur selbstbewussten Umsetzung der körperlich/seelischen Zustände.

Text für Renate Kordon – Regelrechte Bilder, Kate Howlett-Jones...

Renate Kordons „Regelbilder“ entstanden in zwei Jahren von Mai 1980 bis Juni 1982. Kordon hatte erkannt, dass die Zeit der Menstruation für sie eine Gelegenheit zu besonders kreativer und konzentrierter Produktivität war, und arbeitete jeden Monat an einer Serie, die zu der umfangreichen Sammlung kleiner, lebendiger Aquarelle heranwuchs, die nun inventarisiert und hier zum ersten Mal gemeinsam veröffentlicht wird.

Jedes dieser Bilder ist einzigartig und doch in seiner überbordenden Fantasie und seinen leuchtenden Farben sofort als Renate Kordons Werk zu erkennen. Sie werden von rätselhaften Formen bevölkert, die sich in kühnen Ausbrüchen von Fantasie, Intuition und den wechselnden Farben des Bewusstseins dehnen und durch den Raum schweben. Wie auch in anderen Werken der Künstlerin sind diese seltsamen und fesselnden Bilder von einem spielerischen Fluidum durchdrungen, das die Sehweise der Betrachtenden auf die Probe stellt und uns letztendlich dazu einlädt, unsere Grenzen - sowohl die äußeren als auch die selbst auferlegten - zu überwinden. Es sind Bilder, die unsere gewohnten Seh- und Verstehensgewohnheiten durcheinanderbringen und sich dabei über unser Bedürfnis, die Welt zu verstehen, und die Beschränkungen, die mit diesem Wunsch, alles zu erfassen und zu kategorisieren, einhergehen, lustig machen. Die Künstlerin beschreibt die Bilder als Selbstporträts, die zeigen, wie sie ihre körperliche Ganzheit zum Zeitpunkt der Entstehung wahrgenommen hat, und das Selbst in Aquarell übersetzt. Ihre Struktur und Komposition implizieren einen Prozess des automatischen, tranceartigen Zeichnens, der äußere Kräfte kanalisiert und gleichzeitig das Persönliche bearbeitet. Diese lebendigen Kreaturen und Formen scheinen einem tiefen Brunnen von Traumsequenzen zu entspringen, die auf eine Weise flackern und leuchten, die an die strahlenden Wandprojektionen erinnert, die Kordon in einer späteren Phase ihrer Karriere produzierte. Sie tanzen über das Papier, bereit, über seine Grenzen zu springen, durchdrungen von Energie und Bewegung, wie Standbilder aus einem Video, Momente aus einem Kontinuum, kaum auf dem Blatt zu halten. Einige, wie zum Beispiel AR61, 62 und 63 vom Mai 1981, verweisen eindeutig auf das Phänomen der Menstruation, obwohl keine der Serien Figuren zeigt, die wir als "Frauen" identifizieren würden. Einige bewegen sich in Richtung einer abstrakteren Darstellung - die im folgenden Monat, Juni 1981, entstandenen Bilder wiederholen eine uterusähnliche Form, die sich von helleren Pastellfarben zu lebhaften, dunkleren Tönen verändert, sich auflöst, spiralförmig verformt und in zweideutige, außerirdische Lebensformen verwandelt, die freundlich oder feindlich sein könnten oder sich einfach nicht für uns interessieren.
Im August 1981, in AR 111-125, findet eine ähnliche filmische Verwandlung statt, wenn die Serie von Formen, die an Querschnitte urzeitlicher, amöbenartiger Organismen erinnern, zu einer diffusen, schemenhaften Präsenz mutiert und sich weiterentwickelt. Viele der Bilder scheinen Gesichter zu haben, oder das, was unsere Wahrnehmung als Gesichter zu kategorisieren versucht, was aber bei näherer Betrachtung nur ein Zusammentreffen von augen- und mundähnlichen Markierungen sein könnte, die den Betrachter immer wieder vor Rätsel stellen.
Jedes Bild kann eine Reihe von Emotionen hervorrufen, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind, wie z. B. bei der Erdbeerfrau: Ein erdbeerförmiges Ungeheuer in leuchtenden Rosatönen mit büschelartigen grünen Blütenblättern als Schamhaar - abwechselnd faszinierend, wehmütig und humorvoll. Hier können wir die Erdbeeren der Kindheitssommer schmecken, die fruchtbare Reifung der Früchte spüren und uns über die gesichtslose Melancholie dieses einsam dahintreibenden Wesens wundern.

Die Serie der Regelbilder fordert unseren Blick als Betrachtende heraus und fordert uns gleichzeitig auf, unsere innere Sicht und Wahrnehmung der Welt zu hinterfragen. Stets auf ihre eigene subtile, spielerische Art und Weise enthüllen sie die Absurdität unserer festen Vorstellungen und auch die Absurdität des Gefangen-Seins in Konventionen. Denn es handelt sich nicht nur um Bilder, die während der Menstruation entstehen: Es sind Bilder, in denen es grundsätzlich um die Menstruation geht, und zwar um unsere Einstellung zu ihr, die durch festgefahrene Vorstellungen von Ekel und Scham und durch patriarchalische Konstruktionen dessen, was Weiblichkeit ausmachen soll, geprägt ist.

Auch heute noch bestehen unsere altmodischen, schuldbeladenen Reaktionen auf die Realität der Menstruation weitgehend unhinterfragt fort, trotz jahrzehntelangem Feminismus. Kulturell sind das Stigma und die Tabus, die mit der Menstruation verbunden sind, tief in der Vorstellung verankert, dass Frauen Männern unterlegen sind. Verschiedene Religionen bestehen nach wie vor auf der Absonderung während der Menstruationszeit und bekräftigen damit den Glauben an die verunreinigende Natur der Frau. Einer der gebräuchlichsten und dauerhaftesten Euphemismen für die Menstruation ist "der Fluch", eine Anspielung auf die inhärent sündige Natur der Frauen, die als schuldige Nachkommen Evas die Strafe des regelmäßigen Blutvergießens und der Schande verdient haben. Da eine menstruierende Frau als die Frau in ihrer weiblichsten Form angesehen werden kann, gilt sie in dieser Zeit als am abstoßendsten, am erschreckendsten. Sie wird als Zeichen der Fruchtbarkeit gedeutet und erinnert an die außergewöhnliche Fähigkeit der Frau, Kinder zu gebären, und wird dennoch von patriarchalischen Kulturen nicht nur mit Abscheu betrachtet, sondern auch als ein schwächendes Phänomen definiert, das Frauen angeblich für eine Woche im Monat handlungs- und denkunfähig macht. Sowohl Männer als auch Frauen glauben, dass die Menstruation etwas ist, das verharmlost werden muss, und halten sich an eine Etikette, durch die dieser normalste und natürlichste aller körperlichen Vorgänge unaussprechlich gemacht wird, vorsichtig gehandhabt wird, um ihn zum Nutzen der höflichen Gesellschaft unsichtbar zu machen, reduziert auf die blassblaue Flüssigkeit auf parfümierten Damenbinden, die in der Werbung für "weibliche Hygiene" gezeigt werden. Die Hälfte der Menschheit weiß oder wird wissen, was es bedeutet, zu menstruieren, und dennoch halten wir selten inne, um uns zu fragen: Wer genau darf über unsere Erfahrung und unser Verständnis dieses grundlegenden Lebensbereichs entscheiden?

Es gab, vor allem historisch gesehen, Kulturen, in denen sich eine völlig andere Einstellung zur Menstruation und ihrem Einsetzten entwickelte. In der Tradition der Cherokee wurde Menstruationsblut als eine Quelle der Kraft interpretiert, die in der Lage ist, Feinde zu vernichten. Die australischen Ureinwohner verwendeten getrocknetes Menstruationsblut als Heilmittel, während roter Ocker manchmal zur Bemalung heiliger Steine und des Körpers verwendet wurde, um Menstruationsblut darzustellen, dem magische, lebenserhaltende Eigenschaften zugeschrieben wurden. Das Navaho-Volk praktiziert ein Ritual namens kinaalda, das als das wichtigste aller Rituale gilt, da es neues Leben symbolisiert. Nach der Menarche versammeln sich bei der kinaalda sowohl die Männer als auch die Frauen der Großfamilie des Mädchens, um das Aufblühen ihrer körperlichen Kraft und ihres Charakters zu feiern. Die Nootka stellen die Ausdauer eines Mädchens zu Beginn der Pubertät auf die Probe, indem sie es weit vom Ufer wegbringen und es allein zurückschwimmen lassen, um so die Stärke und Ausdauer zu unter Beweis zu stellen, die es durch diese Veränderung gewonnen hat. Diese und andere lebensbejahende Zeremonien, die anlässlich der Menarche durchgeführt werden, sind weit entfernt von den Menstruationstabus, die wir in der Regel als Teil der westlichen Kultur verinnerlicht haben.

Im Kontext der Unsichtbarmachung und Stigmatisierung von Perioden, die sich in unserer Gesellschaft hartnäckig halten, schaffen es die wirbelnden, brillanten Formen von Renate Kordons Regelbildern, subtil und doch zutiefst subversiv zu sein: Sie sind eine spielerische, freudige Weigerung, sich der Auferlegung von Scham zu beugen. In ihnen steckt eine ansteckende Fröhlichkeit, eine Freude an den Stimmungen und aufwallenden Energien und eine provokative Lust daran, Hemmungen und Strenge ins Wanken zu bringen und zu überwinden, indem sie jahrhundertealte absurde und erniedrigende patriarchalische Vorstellungen sanft, aber bestimmt ins Lächerliche ziehen. Diese Kreationen explodieren vor Lebendigkeit und widerlegen in sich selbst jede Art von Andeutung, dass die Menstruation eine Zeit der geschwächten Produktivität ist; oder dass sie nichts weiter als ein körperliches Phänomen ist, das am besten versteckt und minimiert, höchstens stillschweigend toleriert wird.

Wie bei so vielen Arbeiten von Renate Kordon handelt es sich um Bilder, die die Tür zu einer geheimen Dimension öffnen, aber nicht versuchen, sie für uns zu erklären oder zu enträtseln. Uns wird der Spielraum gegeben, unseren eigenen Weg zu finden. In einem Tagebuch, das die Künstlerin während eines Paris-Aufenthaltes zur Entstehungszeit der Regelbilder schrieb, heißt es: "Es wird mir immer klarer, dass es das Wichtigste ist, eine eigene Interpretation der Wirklichkeit zu finden. Die eigene Meinung zu äußern und zu ihr zu stehen." Die Regelbilder stellen nicht nur ihre Interpretation der Wirklichkeit dar, sondern sind auch eine Einladung an uns Betrachtende, unsere eigene Interpretation der Wirklichkeit, unsere eigene, aus dem Herzen kommende Meinung zu finden und zu ihr zu stehen, was auch immer Tradition oder Gesellschaft uns zu denken vorgeben mögen. Wenn wir uns entscheiden, offen zu sein, bieten uns diese Bilder mit einem spielerischen Augenzwinkern eine Befreiung von erlernten Hemmungen und einen Vorgeschmack auf die Lebensfreude, die mit dieser Freiheit einhergeht.

Die Serie der Regelbilder endet mit einem Bild, das auf den 26.6.1982 datiert ist mit dem Titel: Im Garten der Liebe blühen wieder die Rosen, eine Anspielung auf einen alten orientalischen Ausdruck für die Menstruation, der von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Hier endet die umfangreiche Zeichnungsserie - doch das Blühen der Rosen und die wiederkehrenden Energien der Natur werden unaufhörlich weitergehen.


KATE HOWLETT-JONES
geboren 1971, britische Autorin und Textkünstlerin, Master in Französischer und Russischer Literatur, University of Oxford; Kreatives Schreiben, Open University, UK. Ihre Arbeit ist ein Dialog zwischen Schreiben und räumlicher Installation mit Sprache und Text als Materie.




Text für Renate Kordon Regelbilder, Januar 2018, Daniela Jauk...

Frauen des 21. Jahrhunderts haben durchschnittlich ca. 450 Perioden in ihrer Lebensspanne, das sind etwa dreimal so viele wie vor Urzeiten Jägerinnen und Sammlerinnen hatten, deren Menstruationen diät- und umweltbedingt später starteten und die auch durchschnittlich mehr Jahre schwanger und/oder stillend verbrachten. Es ist akkurater zu sagen „Menstruierende”, den es gibt viele Frauen die nicht menstruieren, die nicht menstruieren wollen (und regelunterdrückende Medikation einnehmen) und auch Menstruierende die nicht als „Frauen” geboren wurden (Society for Menstrual Cycle Research 2016).
Für ein Buchprojekt hat Renate Kordon persönliche Geschichten von der ersten Regel gesammelt - Zeuginnen der Schwere und der Sprachlosigkeit, die die Regelzeit anfangs für viele Frauen bedeutet hat. Renate Kordon enthüllt aber auch lustige und bestärkende Regelerinnerungen. Dabei sind es vielfach soziale Strukturen, nicht die Regel selbst, die das monatliche Bluten so unangenehm machen: die soziale Abwertung der Regel im Patriarchat, die Assoziation mit dreckig sein, unrein sein, und das (bis vor sehr Kurzem) Fehlen von Hygieneprodukten die Lust machen auf das Bluten und die auch gesund sind für Frauenkörper (chlorgebleichte Tampons gehören zum Beispiel nicht in diese Kategorie). Wie Gloria Steinem schon 1978 in einem satirischen Text für Ms. Magazine bemerkte, wäre dies potenziell alles ganz anders, wenn Männer menstruieren könnten. Unter anderem würden Männer prahlen, wie lange und wie oft sie menstruieren können, Binden und Tampons wären gratis, Regelschmerzen bestens erforscht, Statistiken würden zeigen, dass Sportler Höchstleistungen bringen während sie bluten und rechte Politiker würden argumentieren, dass das Blut das Zeichen Gottes für ihre Überlegenheit ist (Steinem 1978).

Der Nicht-Benennung und der Scham setzt Renate Kordon Satire, die Liebe und die Kunst gegenüber, indem sie ihre eigene Regelzeit lautstark und lebendig mit Farben und Formen feiert und transformiert. Sie bildet monatlich ihren Zustand ab, der auch für sie nicht immer angenehm war. In Renate Kordon’s Regelzeiten zwischen 1980 und 1982 entstehen an die 200 Aquarelle und Zeichnungen, in denen sie das “Unwohlsein” in Freude, Farbe und Licht verwandelt. Sie verwendet dabei ihren künstlerischen Ausdruck durchaus therapeutisch um gegen Krämpfe und Stimmungsschwankungen anzumalen und die Regel als Quelle von Kreativität und Produktivität zu nutzen. Das ist Pionierinnenarbeit in ihrer Zeit. Herausragend ist dabei die Vielfalt der Formen und Gestalten der “regelrechten Bilder” die – wie die Regel selbst – immer ein bisschen anders und jedesmal neu sind. Für Renate Kordon macht die Regel tatsächlich alles neu, indem sie ihre Emotionen jedes Monat in mannigfaltigen Körpern und Nicht-Körpern visuell ausformuliert. Die Regel wird hier zum Füllhorn von Anordnungen, Charakteren, Gesichtern, Figuren, Erscheinungen und magischen Wesen.

Die Regel hatte in den letzten Jahren Saison. Sie hat es im April 2016 auf das Cover von Newsweek geschafft (Cover Story,”There Will be Blood. Get Over It.”), das erste Handbook of Critical Menstrual Studies ist im Erscheinen (Palgrave Verlag), My Little Red Book von Rachel Kauder Nalebuff in der die damals 18-jährige Regelgeschichten rund um die Welt versammelt, hat es 2009 in die Bestsellerliste der New York Times geschafft. Im Herbst 2015 hat Kiran Gandhi alias Madame Gandhi weltweit Schlagzeilen gemacht, da sie den Londoner Marathon “frei blutend” erfolgreich gelaufen ist. Verschiedene Plattformen setzen sich mittlerweile für nachhaltige und schmerzfreie Perioden ein und feministische Start-ups präsentieren neue Regelprodukte; mensch denke an die Fülle verschiedener Menstruationstassen die teilweise schon mit dem Smartphone verbunden werden können, wiederverwendbarer Binden aus wunderbar bunten und weichen Stoffen, komfortable Slips mit eingebautem saugendem Vaginapolster etc.

Es ist auffällig und nennenswert dass die meisten Menstruationsaktivistinnen weiss sind und sich auf westliche Menstruationszusammenhänge beziehen. Dies soll nicht verschleiern, dass Menstruationshygiene weltweit noch immer ein grosses Problem darstellt. In einigen Ländern (z.B. Indien, Nepal) ist der Bewegungsfreiraum von Frauen während ihrer Periode stark eingeschränkt und Millionen Frauen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen, die mit Wasser und/oder Seife ausgestattet sind. Sie können so nicht in Sicherheit und Privatheit ihrer Monatshygiene nachkommen. Untersuchungen in Afrika zum Beispiel haben gezeigt, dass bis zu 47% Mädchen angaben, mindestens einmal pro Monat nicht in die Schule zu gehen, da sie unbehandelte Schmerzen haben oder ihre Binden in der Schule nicht wechseln können (Burt et al. 2016). Dazu kommt, dass die Regel für geschätzte 30 Millionen Frauen, die momentan weltweit auf der Flucht und/oder vertrieben sind, eine vergessene Herausforderung ist. Sie haben keinen Zugang zu Sanitärräumen und Hygienebedarf, müssen Binden und Tampons in der Öffentlichkeit des Flüchtlingslagers wechseln und sind so auch verstärkt sexualisierter Gewalt ausgesetzt (Cohen 2017). Dabei ist es nicht nur wichtig Informationen und Bildung für Frauen und Mädchen zu bereitzustellen (die durchaus verängstigt sind von ihrer ersten Periode) sondern vor allem auch Männer über Menstruationshygiene zu informieren um das globale Regel-Stigma nachhaltig zu dekonstruieren.

Auch in der Kunstwelt ist die Regel seit den 1970ern Thema. In den letzten Jahren arbeiten zum Beispiel Tamara Wyndham, Zanele Muholi, Ingrid Berthon-Moine, JenLewis und May Ling in einigen Projekten mit Regelblut selbst. Renate Kordon hingegen nutzt den “monthly call” nicht als eigentliches Material für die Kreation sondern als Inspiration und die Zelebrierung ihrer eigenen Schaffenskraft die aus dem unendlichen Weiblichen entspringt. Sie bezieht sich in Form und Farbe auf ihre eigene verkörperte Erfahrung der Menstruationszeit die sie zum Zeitpunkt der Kreation durchlebt. Renate Kordon feiert die Regelzeit mit ihren Kreationen und Figuren, die so optimistisch und einladend sind, in kräftigen Farben. Sie verstecken sich nicht, vielmehr tanzen die Körper, Formen, Farben und Bewegungen über das Papier und hinein ins Leben und zelebrieren die Regelzeit in Leichtigkeit und mit einem Lachen. Und manchmal einem scheinbaren Knurren.
Renate Kordon ist mit diesen künstlerischen Arbeiten eine Art von Menstruationsaktivistin mit Charme, Kraft und Witz. Sie ist auch eine feministische Visionärin und Pionierin, denn diese Aquarelle und Zeichnungen entstehen am Beginn der 80er Jahre, in denen die Regel (noch) nicht “en vogue” war. Sie lässt sich nicht in eine Box verschachteln, wie das etwa Bobel (2010) für amerikanische Menstruationsaktivistinnen und Künstlerinnen versucht hat. Sie teilt Regelaktivistinnen in feminist-spiritualists und radical menstruation activists ein, doch als Künstlerin entzieht sich Renate Kordon nonchalant einer Kategorisierung. Renate Kordons Bilder sind bunt und kraftvoll, wie die Regel, manchmal schmerzhaft und krampfig, vielleicht auch energetisch-ärgerlich, jedenfalls sind sie aus dem Bauch und aus dem Herz gemalt, beflügelnd und befreiend für uns alle.


Referenzen.

Bobel, C. (2010). New blood: Third-wave Feminism and the Politics of Menstruation. Rutgers University Press.

Bobel, Chris, Inga T. Winkler, Breanne Fahs, Katie Ann Hasson, Elizabeth Arveda Kissling, and Tomi-Ann Roberts, eds. 2020. The Palgrave Handbook of Critical Menstruation Studies. Singapore: Springer.

Burt, Z., Nelson K., Rayun, I. 2016. Towards Gender Equality through Sanitation Access. UN Women discussion paper series Nr.16. http://www.unwomen.org/-/media/headquarters/attachments/sections/library/publications/2016/towards-gender-equality-through-sanitation.pdf?la=en&vs=5952

Cohen, R. 2017. “How Women And Girls Cope With Getting Their Periods In Refugee Camps.” Reuters Health 11/07/2017. https://www.huffingtonpost.com/entry/how-women-and-girls-cope-with-getting-their-periods-in-refugee-camps_us_5a01f14be4b04e96f0c5c446
Kauder Nalebuff , R. 2009. My Little Red Book. www.mylittleredbook.net/ Steinem, G. 1978 “If Men could Menstruate” first published in 1978 in Ms. Magazine https://ww3.haverford.edu/psychology/ddavis/p109g/steinem.menstruate.html
Society for Menstrual Cycle Research. 2016. The Menstrual Cycle: A Feminist Lifespan Perspective. http://www.menstruationresearch.org/wp-content/uploads/2016/11/fact_4-2011-menstruation.pdf




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